8 Learnings aus 20 Jahren Ausdauersport
Kürzlich ging mir ein Gedanke durch den Kopf: ich mache Ausdauersport länger als es Smartphones gibt. Das können Millionen von Sportler*innen weltweit von sich behaupten, darum geht es nicht. Mir ging dieser Gedanke während dem Scrollen auf Instagram durch den Kopf. Mein Feed ist gefüllt mit Sportler*innen, wobei vom erfahrenen Profi bis zum Einsteiger alles dabei ist. Auch wenn ich keine Zahlen habe, um das zu belegen, ist mein Eindruck, dass ein beträchtlicher Anteil dieser Sportler*innen noch nicht so viele Jahre dabei ist. Ich leite dies daraus ab, dass in den letzten 4-5 Jahren die Themen Gesundheit, Work-Life-Balance, Lifestyle usw. massiv an Bedeutung gewonnen haben und dies ein eindrücklicher Boom im Ausdauersportbereich ausgelöst hat. Triathlon-, Lauf- und Rad-Veranstaltungen sind Monate im Voraus ausverkauft und man kommt immer mehr nur via Lotterie an Startplätze, verschiedene Netflix-Serien werden gedreht und auf den Sozialen Medien geht die Post ab.
Soziale Medien gab es schon vor Smartphones, aber so richtig Fahrt aufgenommen haben diese Plattformen mit der Revolution der Mobilgeräte. In der Schweiz ging das erste Smartphone (iPhone 3G) im Jahr 2008 auf den Markt. Seit 2006 bin ich Ausdauersportler, als ich mit Triathlon angefangen habe. Ich hatte damals nicht einmal ein GPS-fähiges Trackinggerät - für viele die heute einsteigen vermutlich kaum vorstellbar. In all diesen Jahren durfte ich viel sehen, probieren und lernen. Ich habe einiges richtig gemacht, aber auch immer wieder Rückschläge kassiert. Der Grossteil meiner bisherigen sportlichen Laufbahn habe ich vor dem oben beschriebenen Boom gemacht. Ich habe mir deshalb die Frage gestellt: was kann ich Sportler*innen, die noch am Anfang der Lernkurve stehen, anhand meiner zwei Jahrzehnte Erfahrung im Ausdauersport mit auf den Weg geben? Voilà, meine Reflektion hat 8 Learnings ergeben:
#1 - Konzentriere dich auf die 95%, nicht auf die letzten 5%
Verlier dich nicht in marginalen Verbesserungen („marginal gains“) wie der Breite des Lenkers, dem neuesten Aero-Helm oder dem perfekten Reifendruck. Das ist alles in Ordnung, aber bau zuerst das Haus, bevor du es dekorierst.
#2 - Mach die Basics richtig
Es ist ein Klischee, aber „train, eat, sleep, repeat” ist – was deine sportliche Seite angeht – alles, was du brauchst, um Verbesserungen zu sehen und deine Ziele zu erreichen, sofern du die zentralen drei Komponenten Training, Schlaf und Ernährung richtig machst.
#3 - Halte dich an einen Plan
Es gibt im Ausdauersport keine Abkürzungen und es braucht Geduld, um Ergebnisse zu sehen. Glaub an das, was du tust, hol dir Unterstützung oder Coaching von jemandem mit Erfahrung und vertrau dem Prozess.
#4 - Folge dem, was für dich funktioniert – nicht Profis oder Trends
Bleib dem treu, was du für richtig hältst, und vor allem dem, was zu deinem Leben passt (Familie, Freunde, Arbeit …). Profis führen ein anderes Leben mit anderen Möglichkeiten, besonders was die Erholung angeht. Trends kommen und gehen, stelle deswegen nicht deine Routinen laufend auf den Kopf.
#5 - Keep it simple
Je komplexer die Dinge sind, desto schwieriger ist es, sie richtig zu machen. Hitzetraining ist ein Beispiel dafür: Es ist ein schmaler Grat zwischen der richtigen Umsetzung des Trainings und dem Auspressen deines Körpers wie eine Zitrone bis zur Erschöpfung.
#6 - Ein Schritt nach dem anderen
Ich habe so viele Sportler*innen kommen und gehen sehen, die 2–3 Jahre lang mit großem Umfang und hoher Intensität trainiert und an vielen Rennen teilgenommen haben, nur um dann mit Motivationsmangel oder Verletzungen zu kämpfen. Bau deinen Körper von Jahr zu Jahr auf, wachse dabei auch mental und denke langfristig.
#7 - Sei deine eigene Inspiration
Ich lasse mich sehr gerne von den Leistungen anderer Athlet*innen inspirieren und bewundere wenn andere grossartige Leistungen erzielen. Aber ich finde, dass die größte Inspiration von dem kommt, was ich in der Vergangenheit erreicht habe. Sei stolz auf deinen Weg und schreibe an deiner Biografie weiter.
#8 - Respektiere die Belastung
Intensive Trainingswochen und Lang- oder Ultradistanzen verlangen deinem Körper und Geist viel ab. Gönn dir ausreichend Erholung, um die Anstrengungen zu verdauen und verarbeiten, bevor du wieder voll durchstartest.