Grossartiger Tag am Alpenbrevet!
Zum zweiten Mal stand ich am Start beim Alpenbrevet. Dieses Jahr stand die zweitlängste Tour für mich auf dem Programm. Die sogenannte Goldtour ist 212 Kilometer lang und hat 5‘000 Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt. Die Strecke führt von Andermatt über den Oberalppass, dann über den Lukmanierpass, von Biasca hoch nach Airolo um anschliessend den Nufenenpass zu meistern und als Dessert gibt es noch den Furkapass. Nach der missglückten Tortour und einem anderen Rückschlag war ich besonders motiviert, eine starke Performance abzuliefern. Ich wollte von Anfang an eine offensive Pace fahren, mit der gesunden Mischung an Freude, Ambition, Leidenschaft und etwas Wut im Bauch am Start stehen und alles geben.
Am Start traf ich mich mit einem guten Kollegen und wir fuhren von Anfang an eine zügige Pace den Oberalppass hoch. Wir gehörten zu den ersten, welche den ersten Pass hinter sich brachten. Am Lukmanier dasselbe: wir fuhren gemeinsam eine starke Pace und waren schnell bei der Verpflegungsstation in Olivone. Anschliessend folgte ein super starker Abschnitt des Kollegen, er fuhr wie eine Lokomotive nach Biasca - ich musste ordentlich trampeln, um sein Hinterrad nicht zu verlieren. Ein paar Mal dachte ich mich ob das wohl gut kommt, aber schnell erinnerte ich mich daran, dass ich dieses Jahr eine super Form habe und dass ich heute alles aus mir herausholen will. Auf dem Weg nach Airolo übernahm dann ich die Führung und wir erreichten immer noch in super schneller Zeit Airolo. Dann begann das Alpenbrevet auch erst richtig, denn mit Nufenen und Furka geht es zwei Mal lange bergauf und auf über 2‘400 Meter über Meer.
Gemeinsam fuhren wir von Airolo los, ab Mitte Nufenen entschieden wir uns dann unsere eigenen Paces zu fahren. Ich konnte weiterhin solide den Berg hochtrampeln. Am Nufenen hatte ich allerdings meine einzige Krise. Auf den letzten 5 Kilometer des Anstiegs hatte ich mental einen Hänger. Der typische Moment, bei welchem man schon sehr lange ordentlich am Drücken ist und einem aber bewusst wird, was alles noch bevorsteht. Die Erfahrung hilft in diesen Moment sehr, diese Gefühle und Gedanken einzuordnen. Ich fuhr konsequent weiter, verpflegte mich in Ullrichen und fuhr dann los um den letzten Pass in Angriff zu nehmen. Ein Feuerwerk zündete ich am Furka nicht mehr, aber es gelang mir, weiterhin eine sehr gute Pace zu fahren. Der allerletzte Abschnitt, von Realp nach Andermatt, war dann kein ausrollen, sondern aufgrund des sehr starken Gegenwindes noch der Moment, um die Zitrone komplett auszupressen.
Fix und fertig, aber überglücklich, fuhr ich mit einer offiziellen Zeit von 8:46:55 als 25. der Goldtour (Top 2%) ins Ziel. Nach all dem, was ich dieses Jahr sportlich und privat erlebt habe, ein richtiger Befreiungsschlag mit ein paar Freudentränen. Als Athlet spürt und weiss man, dass man in der Lage ist, eine richtig starke Leistung draufzuhaben. Diese dann an den Tag zu legen, gelingt nicht immer. Umso schöner ist es, wenn es klappt. Dieses Jahr am Alpenbrevet ist mir das wieder einmal sehr gelungen.